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Andreas Tunsch "Schnabowitz' Traum"


Sehr geehrter Herr Tunsch,

 

ich habe Ihr Buch zweimal gelesen, um mir darüber ein rechtes und faires Urteil zu bilden. Ich konnte es zweimal lesen, denn es liest sich zügig - es hat 1. nur 137 Seiten und ist 2. eher unterhaltsamer und leichter Natur.

 

Schnabowitz und wie er die (seine, kleine, heile) Welt sieht - darin er und Beate und Lena - und Duglore im Traum... ein hart klingender Name für eine Frau, die im Traum, und wie im Klappentext beschrieben, als Traumfrau erscheint. Sie schreiben über Ihren Helden gerade so wie ihm - Schnabowitz - der Schnabel gewachsen ist und mit Witz. Es sind Erfahrungen seines Lebens, die die meisten Zeit- und DDR-Genossen ;-) so erzählen könnten. Schnabowitz' Gedanken sind solche, die man gerne mit Freunden bei einem Glas Rotwein (oder meinetwegen auch bei einem Bier) austauscht..., so, wenn er über den Ei-Kohl-Anschlag sinniert, über Stuttgart 21, über Kühe, die zu DDR-Zeiten in offenen Ställen nach russischem Brudervorbild stehen mussten oder über Bücher und Autoren usw. usw. Das Geschriebene hat etwas von einem Tagebuch.

 

Vielleicht haben Sie gar nicht den Anspruch, den ich suche, nichtsdestotrotz fehlen Ihren Figuren und dem Erzählten die Dichte und Tiefe, es fehlt der Moment in Sprache oder Inhalt, der mich mitleiden oder versinken lässt in der Geschichte.

 

Angestrengt wirken für mich dabei die ständigen Verballhornungen von Namen, Dingen, Orten - wie GENOVA-Studie, Lena Müller-Wohlfahrt, Marius Müller-Ostbahnhof, Dunkelforst usw. Am sympathischsten wirkt dabei das Anagramm Nemesis für Meissen.

 

Bei allem habe ich Schnabowitz dennoch gern über die Schultern seines Lebens geschaut- in Verbundenheit natürlich mit meiner sächsischen und ostdeutschen Heimat, dem dieses Buch unbedingt entspringt.

 

Deshalb bleiben für Schnabowitz:

... und dabei auch für die Miezi, der weite Teile des Kapitels 12 gewidmet sind.

 

Herzlichst, Ihre Buchstabenmieze.

 

Tunsch, Andreas, Schnabowitz' Traum, by edition Fischer GmbH, Frankfurt/Main 2017, ISBN 978-3-86455-796-5


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