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Marianne Fredriksson "Hannas Töchter"


Prolog

Zum Wellnesswochenende habe ich mir ein Buch aus der alten Kiste gegriffen - Marianne Fredriksson's "Hannas Töchter". Nach knapp einer Woche habe ich es ausgelesen - ein Buch, das sich in einem Fluss liest. Eine Geschichte, die man unbedingt fertiglesen will und wo schließlich trotzdem kein Bedauern auftaucht, wenn es denn endlich geschafft ist. Mehr dazu untenstehend.

 

Die Geschichte

"Hannas Töchter" erzählt aus der Perspektive der Enkeltochter Anna - die ihre Familiengeschichte recherchiert. So erfahren wir denn nacheinander die Geschichte der Hanna, ihrer Großmutter (1871-1964), ihrer Mutter Johanna (1902-1987) und schließlich in einem Prolog, einem Zwischenspiel und einem Schlusswort die Welt der Anna, die in den 1930er Jahren geboren ist. Drei Generationen Frauen über hundert Jahre hinweg vor dem Hintergrund schwedischer und europäischer Geschichte. Ein Buch ausschließlich aus Frauenperspektive und deshalb natürlich ein Buch auch über die Emanzipation der Frauen bzw. - so möchte ich es eher ausdrücken - über den Kampf und den Gewinn oder Nichtgewinn an mehr Unabhängigkeit der Frauen, und dies vor allem auch in Relation zu ihren und den Männern allgemein.

 

Meine Kritik

Schon zur Hälfte des Buch wusste ich, dass "Hannas Töchter" nur drei Miezen bekommen wird und meine Meinung hat sich bis zum Ende des Buches nicht geändert. Ich möchte das versuchen zu begründen, und ich weiß tatsächlich nicht, ob mir das überzeugend gelingen wird.

 

Zunächst war es schwierig für mich in die Geschichte zu finden: Hanna, Johanna, Anna - das hatte ich irgendwann trotz der ähnlich klingenden Namen drauf, aber die vielen verschiedenen Nebenfiguren! Es war schwer, den Überblick zu behalten. 

 

Trotzdem: Marianne Fredriksson ist wahrhaftig eine gute Erzählerin. Keine Frage. Jede einzelne Geschichte der Frauen habe ich interessiert verfolgt und - wie schon gesagt - ich bin in großen Leseetappen vorangekommen. 381 Seiten einer Taschenbuchausgabe in gerade einmal einer normalen Alltagswoche, das sind über fünfzig klein bedruckte Seiten pro Tag. Und das ist wiederum auch das Problem.

 

Denn: Da waren kaum Stellen im Buch, bei denen ich unbedingt verweilen und innehalten wollte, die ich noch mal und noch mal hätte lesen müssen. Kein Zurückblättern, kein Anstreichen und ständiges Aufschreiben von Dingen, die bleiben, das Lesen war einfach immer nur ein Weiter, Weiter, Weiter.

 

Auch wenn die Gewalt der Männer im Laufe des Buches abnimmt, kommen sie alle irgendwie nicht gut weg. Sie vergewaltigen, sie gehen fremd, sie schlagen. Das Schicksal der Hanna, der Johanna und der Anna sind sie, sind ihre Männer, mit denen sie insgesamt gesehen kein Glück haben. Hanna nimmt ihr Schicksal an, und auch wenn Johanna und Anna von ihnen unabhängiger werden, taucht da bei Anna letztendlich die Frage oder Feststellung auf: "Es gibt vielleicht gar keine Unabhängigkeit." (S. 350)

 

Und, wie es Astrid - Hannas Schwester - in der Geschichte schon auf Seite 114 und damit noch im ausgehenden 19. Jahrhundert feststellt: "Es ist an der Zeit, dass du dich von der Mutter freimachst und von ihren ganzen schrecklichen Ammenmärchen. Wir leben in einer neuen Zeit, Hanna..." Darauf Hanna: "An was soll man denn glauben, wenn das ganze Alte verkehrt war?" Darauf wieder Astrid: "Das muss jeder selber herausfinden."

 

Das ist schließlich, was für mich hängen bleibt von "Hannas Töchter" - eine tatsächliche Unabhängigkeit voneinander gibt es nicht, aber jede (und jeder) muss selbst herausfinden, wie zu leben ist, was frau (oder man) von den "alten" Gewohnheiten vorheriger Generationen übernimmt und welche Möglichkeiten der "neuen" Zeit frau (oder man) ausschöpfen will.

 

Marianne Fredriksson "Hannas Töchter", Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main, 15. Auflage: Oktober 2003, ISBN 3-596-14486-8, 381 Seiten


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