Leseanlass
Überfällig: Rückkehr zum Autor meines hier zuerst besprochenen Romans „Ein Mann namens Ove“ – Fredrik Backman.
Inklusive meines „Erstlingswerkes“ sind das bis hierhin 45 rezensierte Bücher seit dem 18. März 2018 oder: Nach 567 Tagen ist „Wir gegen euch“ mein 46. Buch – das sind etwa zwölf Tage, die ich durchschnittlich für ein Buch zum Lesen und Rezensieren brauche. Drei Bücher im Monat, sechsunddreißig im Jahr. Statistiken...
Inhalt
Björnstadt – eine Kleinstadt irgendwo in den Wäldern Schwedens, in der sich alles, aber auch alles um eines dreht: Eishockey. Eine grausige Tat hat sich ereignet: Der aufstrebende Star der Jugendmannschaft Kevin hat die Tochter des ehemaligen Eishockeystars Peter Andersson und jetzigen Sportdirektors des Klubs vergewaltigt. Was macht diese Tat mit der Stadt? Wie verändert sie die Stadt, den Sport, die Leute, die Beziehungen? Noch dazu, wenn die Nachbarstadt Hed genauso eishockeyverrückt und Björnstadts größter Konkurrent ist? Und ist es möglich, wieder in eine Normalität zurückzufinden?
Kritik
Die Spannung war groß, so auch die Erwartung. Ove, der Roman mit dem Fredrik Backman berühmt wurde, dessen Verfilmung sogar für zwei Oscars nominiert war, hatte mich begeistert und war unter anderen Gründen irgendwie auch Anlass, mit der Bücherbloggerei zu starten.
Wenn man davon ausgeht, dass der Leser jedem Buch einhundert Seiten die Chance geben sollte, um in die Geschichte zu finden, habe ich bei „Wir gegen euch“ zweihundert gebraucht. Woran lag das?
Der Figuren sind viele und oft musste ich in den häufig wechselnden Szenen überlegen, von wem gerade die Rede ist und damit werden die Personen erst spät greif- und erlebbar. Zudem ist der Sport, dem ganz Björnstadt zu Füßen liegt, eher ein Nischensport und die Begeisterung für mich soooo einfach nicht nachvollziehbar.
Dennoch: Was mich bei der Stange hält -, dass Fredrik Backman einfach ein guter Erzähler ist! Punkt.
Und ich bin froh, dass ich auch die zweihundert Seiten und mehr durchgehalten habe. Es gibt kaum ein Buch, das ich abbreche (und hier doch eines), aber doch nicht das Buch des Autors vom OVE! Also bitte! Ich habe auch nicht wirklich daran gedacht 😉
Gott sei Dank! Denn dieses Buch wird noch richtig gut. Hintenraus! Habe ich die Figuren erst mal auf der Reihe, sind es nahezu alle wert, sie in der gesamten Geschichte kennengelernt zu haben. Alle haben irgendwie einen Knick in ihrer Lebensgeschichte, jeder seine negative Seite, alle aber irgendwie ein Herz (bis auf einen, meint die Leserin…).
Auf besondere Weise gelingt es Fredrik Backman in "Wir gegen euch", Beziehungen zu beschreiben, als Beispiel sei hier die zwischen dem Ehepaar Peter und Mira Andersson genannt, die im Buch eine schwere Beziehungskrise durchlaufen, wobei Backman immer wieder zart die noch vorhandene Liebe anzudeuten weiß. Ein furioses Ende, an dem noch mal richtig geheult werden darf und ich begreife schließlich dann doch, was so ein Sport mit einer Stadt machen kann… "Wir gegen euch" ist ein Buch zum Schmökern für die kalte Jahreszeit. Der Punktabzug aber muss bleiben – deshalb:
Fredrik Backman, Wir gegen euch, S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt/Main 2019, Übersetzt aus dem Schwedischen von Antje Rieck-Blankenburg, 536 Seiten, ISBN 978-3-8105-3044-8
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