Inhalt
Madame Michèle Seld, eine ältere Dame, die Freiheit und Unabhängigkeit gewohnt ist und die in ihrem Berufsleben als Korrektorin einer großen Zeitschrift brillierte, leidet an Aphasie – sie verliert immer mehr Wörter und irgendwann wohl auch die gesamte Sprache.
Ihre Ziehtochter Marie bringt sie in einem Heim unter. Die Eingewöhnung fällt Michka, wie sie genannt wird, schwer und die wichtigsten Bezugspersonen bleiben Marie und Jérôme, der sie im Heim logopädisch betreut. Einen großen Wunsch hat Michka aber noch…
Mieze-Kritik, Handicap-Fassung zum Vierten
Delphine de Vigan („No & ich“) beschäftigt sich in ihrem neuesten Roman mit dem eher sperrigen Titel „Dankbarkeiten“ mit dem, was am Ende eines Lebens bleibt, wenn uns selbst die Sprache abhandenkommt.
Mit einem unsagbar feinen Fingerspitzengefühl schreibt de Vigan die Dialoge - und mit schmunzelnder Wehmut lese ich, wie Michka verlorene Wörter durch andere ersetzt und die Sätze traurig und lustig zugleich sinnverzerrt werden. De Vigan ermöglicht einhundertprozentig lesende Teilhabe an dem, was Michka widerfährt – Verlust von Autonomie und das, was Michka noch aufrecht hält und bleibt: Verständnis, Liebe und Einfühlungsvermögen von Menschen, die sich trotz allem auf sie einlassen.
Lest diese 163 Seiten!! Grandios.
Delphine de Vigan, Dankbarkeiten, Aus dem Französischen von Doris Heinemann, DuMont Buchverlag Köln, Erste Auflage 2020, ISBN 978 3 8321 8112 3
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