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Delphine de Vigan "Loyalitäten"


Inhalt

Die Geschichte wird aus vier verschiedenen Perspektiven erzählt:

+ Hélène, die Lehrerin,

+ Théo, 12jähriger mit getrennt lebenden Eltern, pendelt wochenweise zwischen Mutter und Vater,

+ Mathis, Théos Freund und Schulkamerad und

+ Cécile, Mathis‘ Mutter.

 

Théo ist ein ruhiger und guter Schüler. Doch irgendetwas stimmt mit ihm nicht, ahnt die Lehrerin Hélène, und auch Cécile, die Mutter von Mathis, spürt, dass mit Théo etwas nicht in Ordnung ist. Mathis, der Freund, weiß, was los ist: Théo trinkt Alkohol und davon nicht wenig.


Mieze-Kritik

Definition von Loyalität

Eine Person ist loyal, wenn sie einer (meist höheren) Instanz, einer anderen Person oder einer Gruppe uneingeschränkten Respekt zollt oder diese nach außen hin schützt und verteidigt. Dabei müssen nicht unbedingt die eigenen Werte mit den Werten dieser anderen Instanz, Person oder Gruppe vollständig übereinstimmen. (Quelle: www.wertesysteme.de)

 

Das ist ein sprachlos und traurig machendes, deprimierend melancholisches Buch

+ über einen Jungen, der im wahrsten Sinne des Wortes zwischen den „Stühlen“- den Elternteilen - sitzt – dabei keinerlei Sitzfläche mehr hat und in der Luft hängt. Eltern, die sich beide in irgendeine Richtung und auf eine Art und Weise gehen lassen und dabei völlig den Blick für das Kind verlieren, die Loyalität einfordern - und das Kind, das dem gerecht werden will und deshalb nur noch funktioniert und von dem nichts mehr übrigbleibt: Théo, der quasi unsichtbar wird.
+ mit einer Lehrerin, der von schulischer Seite Loyalität abverlangt wird und der die Hände weitestgehend gebunden sind, die aber versucht, aus den Grenzen ihres Handelns auszubrechen.
+ mit einem Freund, der loyal bleibt und Théos Verhalten (beinahe) nicht verrät.
+ mit einer Mutter, die vom Sohn gegenüber der eigenen Familie Treue und die Aufgabe des Freundes verlangt.

 

Delphine de Vigan schreibt wieder einmal mit einem großen Gespür für die Menschen und ihre (besonderen) Lebenssituationen und Handlungsgründe. Ein trauriges Buch, aber mit der stillen unbedingten Aufforderung, genau hin- und nicht wegzuschauen.

 

Wenn mir etwas fehlt in „Loyalitäten“, dann eine Prise mehr Optimismus, so dass die Geschichte einen nicht gar so ohnmächtig zurücklässt.

Hier auf Buchstabenmiezes Blog findet Ihr noch zwei weitere Kritiken zu Büchern von Delphine de Vigan, nämlich "No & ich" und "Dankbarkeiten".


Delphine de Vigan, Loyalitäten, Aus dem Französischen von Doris Heinemann, DuMont Buchverlag, Köln, März 2020, 174 Seiten, ISBN 978 3 8321 6503 1

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