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Ilona Hartmann "Land in Sicht"


Darum geht's

Noch ein weiteres Buch, das ich mir aus der Best-of-Liste 2020 von @literarischernerd (auch aus dessen Ranking gelesen Anna Herzig „Herr Rudi“) gegriffen habe: Ilona Hartmann „Land in Sicht“. 

 

Darin beschreibt die Autorin die Annäherung der 24jährigen Jana an den ihr bis dahin unbekannten Vater, der Kapitän eines Kreuzfahrtschiffes auf der Donaulinie Passau-Wien ist. Kurzerhand bucht Jana ein Ticket auf eben diesem Schiff, der MS Mozart, und schlittert so ja fast in ein von ihr selbst auferlegtes Zwangs-Kennenlernen, denn auf dem überschaubaren Areal eines Flusskreuzfahrtschiffes kann man sich ja schwerlich aus dem Weg gehen.


Ich hätte einfach mehr saufen müssen. (S.33)

Ilona Hartmann "Land in Sicht" mit Blick auf Main und Retzbach mit Benediktushöhe
Ilona Hartmann "Land in Sicht" mit Blick auf Main und Retzbach mit Benediktushöhe

Es dauert relativ lange, bis ich mit dem insgesamt nur 159 Seiten umfassenden Roman warm werde.

 

Alles liest sich leicht. Unkompliziert. Locker. Dennoch sind mir manche Bemerkungen zu flapsig, zu missverständlich manche Gedanken der Hauptfigur gegenüber den Mitreisenden. Irgendwie gelingt es mir nicht, den sicherlich humorig gemeinten Ton lustig zu finden, den die Ich-Erzählerin Jana vielleicht auch aufgrund der eigenen Nervosität und angesichts der eventuell bevorstehenden Begegnung mit dem Vater anschlägt.

 

Zum Verhältnis der wenigen Seiten des Buches und der emotionalen Brisanz des Themas gibt sich die Tochter dem Vater spät in der Geschichte zu erkennen. Diese tatsächlich erste wirkliche Begegnung (nach zwangsweisen auf dem Schiff als Kapitän und Passagierin) ist durchaus gelungen erzählt, so dass ich mich in die widerstreitenden Gefühle von Jana hineinversetzen kann. Aber dann bin ich schon fast am Ende der Erzählung und falle, schwupps, irgendwie in ein Leseerlebnisloch…

 

Wie? Das war’s? Vater und Tochter gehen nonchalant nach der Woche Schiffsreise auseinander, Vater gibt an Tochter noch eine baugleiche Sonnenbrille, sie verabreden eine Fahrradtour, mh… Irgendwie möchte ich beide Figuren schütteln: Hallo, hier begegneten sich gerade Vater und Tochter das erste Mal nach 24 Jahren, dann kann doch hier nicht einfach Schluss sein?!

 

Außen vor bleiben bei Janas ‚Aufarbeitung‘ dabei auch weitestgehend die Gründe der Mutter, warum die erwachsene Tochter so gar nicht über ihren Vater aufgeklärt war und er für Jana 24 Jahre ausgespart wurde und warum Jana selbst so gar nicht nach ihrem Vater gefragt oder gesucht hat und andersherum ebenso. 

 

So wirkt der Roman auf mich - mit diesem hochemotionalen Thema - irgendwie nebenbei geschrieben und dadurch leider wenig berührend.  

 

Ich bleibe etwas ratlos zurück.


Ilona Hartmann, Land in Sicht, Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, 2. Auflage 2020, 159 Seiten, ISBN 978 3 351 05076 4

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