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Herman van Veen "Es regnet im Radio"


Wie ging das eigentlich los mit Herman, fragte mich mein Mann, den ich neulich zum Konzert von van Veen in Würzburg mehr zwingen musste, als dass er mitgehen wollte. Ja, wie war das? 

… oder: „Von Liedern und Erinnerungen“ (Untertitel)

Es begann mit einer Freundschaft in Schulzeiten, mit einem Nachmittag bei Claudia, mit einer DDR-Lizenz-LP und mit „Ich hab‘ ein zärtliches Gefühl“. Meine ich, mich zu erinnern. Herman van Veen hat sich seitdem mehr und mehr in mein Leben geschlichen, ist geblieben und ist heute darin, als ob ich ihn real und persönlich kennen würde, irgendwie schon wie ewig und immer da.

 

Seine Platten und CDs habe ich eine Lebensphase lang von vorne bis hinten abgespielt. Und ich habe einige davon! 

Herman van Veen "Es regnet im Radio"
Herman van Veen "Es regnet im Radio"

„Ich hab‘ ein zärtliches Gefühl“, „Anne“, „Wer“, „Ich lieb dich noch“, „Warum bin ich so fröhlich“, „Und er geht und er singt“, „Edith Piaf“, „Was man tut und wo man steht“, „Stilles Glück, trautes Heim“, „Ich lieb dich noch“ - ach, die Reihe der Lieder ist scheinbar endlos und höre ich heute eines davon (nicht mehr so intensiv und geballt wie damals), wird mir wohlig und wehmütig zugleich zumute.

 

Ich war zudem auf so manchem Herman-Konzert und so haben sich auch Programmhefte angesammelt, die in unserer Wohnung an den verschiedensten Stellen lagern und unvermittelt auftauchen. Fällt mir eines in die Hände, atme ich tief durch, seufze und schweife ab - in Erinnerungen, nicht nur über Herman, sondern auch in die Zeit, in der jenes zum Heft gehörende Konzert stattfand…

 

In Würzburg neulich gab es kein Programmheft - und ich war - ernsthaft - zunächst tief enttäuscht.

 

Seine Bücher, von denen ich auch einige besitze(n will), habe ich immer nur auszugsweise gelesen: das eine oder andere Gedicht, die eine oder andere Geschichte. So also nun ein Buch statt des Programmheftes erworben: „Es regnet im Radio“.

 

Darin erinnert er sich - angeregt durch Lieder oder Künstler, die ihm lieb und teuer und ihn sein Leben lang begleite(te)n. Oder auch andersherum: Erinnerungen, Menschen, Begegnungen, Ereignisse werfen ihn auf Lieder und Liedzeilen zurück. Seine Gedanken sind gemixt aus Familiärem, Persönlichem, Zeit- und Tagesgeschehen, Politischem, liefern auch zum Teil ganz sachliche Hintergründe und spitzen aber immer wieder in seine, in die Gegenwart hinein.

 

Ich höre seine Stimme beim Lesen. Klug und kritisch, um- und weitsichtig, voller Gefühl, Liebe und Humor, voller Menschsein.

 

Freilich ganz große Leseempfehlung.


Herman van Veen, geboren 1945, wuchs in Utrecht auf, wo er auch das Konservatorium besuchte. 1965 feierte er mit dem Soloprogramm "Harlekin, niemands Knecht, niemands Herr" sein Theaterdebüt. Seitdem reist er mit seinen Vorstellungen um die Welt. Von seiner Hand entstanden mehr als 180 CDs, rund 80 Bücher und ca. 500 Gemälde. Weiterhin ist er der Autor der Zeichentrickserie "Alfred Jodocus Kwak" sowie Vater von vier Kindern und Großvater dreier Enkelkinder. Sowohl für sein künstlerisches Werk als auch für seinen Einsatz für den Frieden wurde er mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. 


Herman van Veen, Es regnet im Radio, Von Liedern und Erinnerungen, Knaur Verlag, Deutsche Erstausgabe München, März 2021, 203 Seiten, ISBN 978 3 426 21485 5

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Kommentare: 1
  • #1

    Janchen (Sonntag, 20 November 2022 09:56)

    Eine tolle Liebesgeschichte zwischen euch beiden!