Seethalers Hauptfigur Robert Simon ist Anfang 30, als sie 1966 ein Café in Wien übernimmt.
Gleichmütig und geduldig führt Simon zehn Jahre lang mit der Unterstützung von Mila als Bedienung die Geschäfte seines Cafés mit allem Auf und Ab. Und so unaufgeregt erlebe ich auch die kleinen und großen Tragödien seiner Gäste und aller, die in irgendeiner Weise mit ihm oder dem Café verbunden sind. Nicht zuletzt seine eigenen.
Gleichmäßig fließend erzählt laufen vor meinen Augen die Dinge des Lebens ab, die Anfang und Ende, Geburt und Tod, Gelingen und Scheitern, Liebe und Hass und alle Nuancen dazwischen und alle Arten der Veränderung einschließen.
Immer wieder spüre ich nach einiger Zeit eine Sehnsucht in mir, einen Seethaler zu lesen, mich in diesen ruhigen Erzähl- und Lesestrom fallen und gleiten zu lassen. Und auch wenn ich diese Aura beim Lesen wieder spürte, blieben mir Seethalers Figuren, allen voran Robert Simon selbst, dieses Mal zu blass und haben mich nicht so richtig an sich rangelassen.
Schade.
Robert Seethaler, Das Café ohne Namen, Ullstein Buchverlage, 6. Auflage, Berlin 2023, 283 Seiten, ISBN 978 3 546 10032 8
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