Alex steckt in seinem persönlichen Sommerloch. Der etwas „lahmarschige“ Student (Selbsteinschätzung) nimmt - von Kumpel Kai aus München kommend auf der Rückfahrt nach Köln - Tramperin Esther mit, ist sofort hin und weg und gerät in Bewegung…
Die Liebeswirren um den 22jährigen tragen die Aura der 1990er: Musik über Walkman und von Langspielplatten und Telefone, die einfach ausgestöpselt werden, wenn Mann, sich vor Liebeskummer verzehrend, nicht erreicht werden will.
Das gleichzeitige Jung- und Erwachsensein von Alex, Esther und deren Freundeskreis zeigt ansonsten eine ähnliche Symptomatik wie heute. „No risk, no fun“ ist Alex’ Motto. Eine Lebenszeit, in der alles und gleichzeitig nichts möglich zu sein scheint, alles liegt vor einem, mit der Unsicherheit, was dieses „alles“ ist und so Alex schon mal in Apathie verfallen lässt. Viel, sehr viel dreht sich um das Selbst – das schwankt und strauchelt zwischen Freiheitsgefühl und der Verantwortung, die das Leben auch jetzt schon einfordert.
Selim Özdogan gelingt diese sympathische Geschichte um erste große Liebe und um Freundschaft lockerflockig mit ernsten Untertönen zu erzählen, auch weil Alex selbst erzählen darf – ganz auf sich bezogen, dabei leicht ironisch, zart selbstkritisch, aber …
Wird es was zwischen Alex und Esther? Es sei nicht verraten. Als Beobachterin von Alex‘ Gedanken und Tun bekam ich schon während der Lektüre eine Ahnung davon. Schlussendlich passt auch der ungewöhnliche Titel „Es ist so einsam im Sattel, seit das Pferd tot ist“ zu Alex‘ Status quo.
Für alle, die nicht vergessen haben und nicht vergessen wollen, wie es ist, jung zu sein, eine klare Leseempfehlung.
Selim Özdogan wurde 1971 geboren und lebt in Köln. Er veröffentliche die Romane "Es ist so einsam im Sattel, wenn das Pferd tot ist", "Nirgendwo & Hormone", "Mehr", "Ein Spiel, das die Götter sich leisten" und "Die Tochter des Schmieds" sowie "Ein gutes Leben ist die beste Rache und "Trinkgeld vom Schicksal" (Geschichten)
Selim Özdogan, Es ist so einsam im Sattel, seit das Pferd tot ist", Roman, aufbau taschenbuch im Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, 9. Auflage, Berlin 2009, 163 Seiten, ISBN 978 3 7466 1157 0
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