Martina Bogdahn "Mühlensommer"

Bogdahns Roman ist daher angefüllt mit viel Kindheit und mit dem Erleben eines Kindes aus Marias Perspektive. Auch unangenehme Erlebnisse werden nicht ausgespart, dazu gehören raue Erfahrungen auf dem Hof (z. B. Schlachtung, Einbringung der Ernte), Ausgrenzung durch den Status als Bauerntochter in der Schule (Stallgeruch, Kleidung) oder unerfüllte Wünsche durch die Gebundenheit an den Hof und die Tiere (kein Urlaub, kaum gemeinsame Freizeit).

Bei den vielen und oft auch sehr ausführlich geschilderten Erinnerungen kommt für mich im Verhältnis die Gegenwart zu kurz. Erst im letzten Drittel des Romans – nach einem aufwühlenden und berührenden Streitgespräch der Familie – komme ich näher an den schwelenden Konflikt zwischen Maria und ihrem Bruder Thomas, an die Sorgen um den Vater und die Probleme heran, mit denen die Bauernhoffamilie zu kämpfen hat.

Heimat ist ein Gefühl, darin steckt Verwurzelung. Und ist mehr als das. Martina Bogdahns Roman „Mühlensommer“ ist ein Heimatroman, und das trifft es doch nicht so klischéehaft. Die leicht zu lesende Geschichte transportiert eine enorme Warmherzigkeit und Bodenständigkeit, ohne je oberflächlich und beschönigend zu werden. Ich hätte mir dennoch an manchen Stellen Kürzungen gewünscht, so dass Freiraum entstanden wäre, den das Heimatherz des Lesers oder der Leserin selbst füllen darf. Der eingewirkte Humor war angenehm, manchmal aber für meinen Geschmack over the top.

Vielen Dank an den KiWi-Verlag für das Leseexemplar samt leckerem Brot – ein Hinweis auf die Zukunft von Marias Familie.