Deborah ist eine, die die Einsamkeit liebt und gerne fernab der Zivilisation ist. Ihr Leben hat sie den Pinguinen verschrieben, für ihre Tiere „… deren Verhalten sie am besten akzeptieren kann…“ (S. 197) nimmt sie den Job als Reiseführerin auf der „Cormorant“ in Kauf. Das Touristenschiff bringt sie an die Orte in der Antarktis – der Petermann-, der Rossinsel –, wo sie ihrer wissenschaftlichen Arbeit im Auftrag des Antarktis-Pinguin-Projektes nachgehen kann. Die Begegnung mit Keller - einem ehemaligen Anwalt, der in der Antarktis Flucht und Neuanfang zugleich sucht - wirbelt die Zurückgezogenheit der Pinguinforscherin gehörig durcheinander…

Vor dieser Liebesgeschichte, die die Vorlage für den unschönen deutschen Titel „Die Liebenden vom Ende der Welt“ gibt, entwickelt Midge Raymond vielmehr eine Hommage an die Antarktis als eisige, raue, unberechenbare Schönheit. Viele Touristen bezeichnen die Antarktis als „My last continent“, so der Originaltitel, also als den Kontinent, den sie noch nach allen anderen als letztes Reiseziel besucht haben wollen. Im Originaltitel legt Midge Raymond damit den Fokus anders und verfolgt diesen auch in der Geschichte überzeugend: wie sehr wir Menschen als Touristen mit unserem Drang, überall sein zu wollen, selbst den entlegensten Ort der Erde, seine Natur, seine Beschaffenheit und seine Tierwelt negativ beeinflussen.
Auch wenn der Roman für mich ein paar Schwächen aufweist - verwirrende Zeitsprünge, manche nicht nachvollziehbare Aktion der Figuren, ein für mich auf Distanz bleibendes Liebespaar und einen unerwarteten Schluss – habe ich Deborah dennoch gerne in die Antarktis und zu ihren Pinguinen begleitet. Das liegt zum einen daran, dass Midge Raymond einnehmend und lebendig erzählt, sie zum anderen viele interessante Details über diesen Teil der Welt einarbeitet und schließlich nicht zuletzt seine Bedrohtheit unmissverständlich, aber nie vordergründig aufzeigt.
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Midge Raymond hat lange im Verlagswesen in New York gearbeitet und in Boston kreatives Schreiben unterrichtet. "Die Liebenden vom Ende der Welt" ist ihr erster Roman. Midge Raymond lebt in Oregon und führt dort einen kleinen Verlag.
Midge Raymond, Die Liebenden vom Ende der Welt, Roman, Aus dem Englischen von Astrid Finke, btb Verlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH, 1. Auflage, München 2018, 348 Seiten, ISBN 978 3 442 71420 9
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